1949 - 1955; das erste Sportfest

Nun ging es an die schwierige Aufgabe, dem neu gegründeten Verein auf die noch wackeligen Beine zu helfen und die notwendigen Voraussetzungen für die offizielle Aufnahme des Spielbetriebes zu schaffen.

 

Fast alles, was einem heutigen Fußballer als selbstverständliche Voraussetzung erscheint, musste damals neu beschafft oder angelegt werden.

 

Zunächst musste einmal ein Sportplatz her. Schon seit dem ersten Spiel "Auf der Kradejaß" war man auf der Suche nach einem geeigneten Stück Land gewesen. Es musste schon Gemeindeland sein, denn niemand hätte dem Verein ein Stück Land verkauft, selbst wenn dieser das notwendige Geld gehabt hätte! Also machten sich die Mitglieder an einem Sonntag mit einem Maßband ausgerüstet auf die Suche. Die Wiesen "Auf Eschler" waren zu klein, "Am Weinberg" waren sie zu schmal, "Hinterm Zaun" waren sie fast ideal, wegen der Hochspannungsleitung dann doch nicht verwendbar. Schließlich landeten die Vermesser "Im Wehrholz". Dort steckten sie drei Morgen Land ab und stellten den Gemeinderat vor vollendete Tatsachen. Nach einigem Hin und Her und mehreren Gemeinderatssitzungen überließ die Gemeinde Berndorf dem TuS das Gelände und stiftete sogar noch das Bauholz für die Tore. Die Anlage des Platzes sowie der Aufbau der Tore und der Umzäunung waren selbstverständlich Sache der Mitglieder. War der Boden mal allzu felsig, nahm man schon mal ein wenig Sprengstoff zu Hilfe, der sich ja noch haufenweise in den umliegenden Wäldern fand.

 

Hilfe kam auch vom Landrat in Daun, der Fördermittel zum Ausbau von Sportplätzen in Aussicht stellte. Doch es blieben noch genügend Probleme: Für die komplette Mannschaft mussten Schuhe, Stutzen, Hosen und Trikots gekauft werden. Außerdem waren Verbandsabgaben, Versicherungsbeträge, Schiedsrichterkosten und Fahrtkosten zu bestreiten. Dabei war der Verein völlig mittellos.

 

Aus Mitgliedsbeiträgen (1 DM im Monat) konnte man 200,- DM für Stutzen, Hosen und Trikots bereitstellen. Die teuren Schuhe mussten die Spieler allerdings selbst kaufen, was nicht leicht war, denn die meisten Spieler waren noch in der Lehre und mussten die Schuhe vom Taschengeld abstottern. Eine Sammlung im Dorf erbrachte Mittel zum Ankauf von ein paar Reserveschuhen. Mit Gutscheinen und Gerätebeschaffungsscheinen, die in Sportartikelgeschäften eingelöst werden konnten, unterstützte der Sportbund Rheinland den jungen Verein.

 

Die Mannschaftsaufstellung von 1950

 

Franz Fromkorth

 

Alfred Pid     Albert Schmitz

 

Siegfried Hermes     Karl Lenzen     Josef Meyer

 

Sebastian Meyer    Emil Schmitz    Alfons Schmitz       Leo Wieck   Hermann Müller

                                                             

  

Die Mitglieder selbst ließen nichts unversucht, um der finanziellen Not abzuhelfen. Ob es nun Bittbriefe an so bekannte Adressen wie "Versandhaus Schöpflin", "Versandhaus Quelle", "Fa. Schliefer" (Jagdpächter) oder "Fa. Erwin Schütz" (Jagdpächter) waren, oder ob es die Theateraufführung des sicher sehr dramatischen Werkes "Das Köhlerkind vom Wildbachgrund" war, immer stand im Hintergrund die Frage, wie kommen wir an das notwendige Geld, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten? So wurde am 06.01.1950 in der Gaststätte Schmidt in Walsdorf ein Theaterstück aufgeführt, das 168,10 DM an Einnahmen brachte. Da hierfür der polizeiliche Erlaubnisschein fehlte, schreibt der Amtsbürgermeister: "...Sie haben sich damit strafbar gemacht. Da der Reinerlös für sportliche Zwecke verwendet werden soll, will ich ausnahmsweise von einer Bestrafung absehen, verwarne sie jedoch nachdrücklich...". Der dann -nachträglich- ausgestellte Erlaubnisschein enthält u. a. die Einschränkung "...jedoch mit Ausschluß des vor- und nachmittägigen Gottesdienstes...".

 

Doch die Fußballer können auf diese Einnahmequelle nicht verzichten und am 17.04.1950 muss der Amtsbürgermeister wieder nachträglich einen "polizeilichen Erlaubnisschein" für die am 09.04.1950 aufgeführten Theaterstücke Kain und Die Räuber vom Rhein ausstellen. Diesmal weist er aber "...ausdrücklich darauf hin, dass in Zukunft derartige Anträge mindestens 10 Tage im voraus bei mir einzureichen sind, sonst.."

 

Gelegentlich schlugen die Fußballer zum 1. Mai auch schon mal 2 Maibäume und verkauften sie zum Nutzen des TuS Berndorf. Wenn das Geld trotz aller Eigeninitiative hinten und vorne nicht reichte, bat man die Gemeinde Berndorf um Unterstützung. Viel hat der damalige Bürgermeister Leyendecker dem Sportverein wohl nicht überweisen können, aber wir können - aufgrund der erhaltenen Korrespondenz - davon ausgehen, dass er immer wieder mit kleinen Beiträgen unterstützend eingegriffen hat.

 

Trotzdem ist einmal die Kasse so leer, dass der I. Vorsitzende zum Eierkorb greift und im ganzen Dorf Eier sammelt. Die tauscht er dann in den Lebensmittelgeschäften des Dorfes ein, um einem mittellosen Fußballer ein Paar Schuhe kaufen zu können! Blättert man einmal im Kassenbuch der ersten Jahre, dann tritt einem die finanzielle Situation des Vereins deutlich vor Augen:

 

        Ausgaben                                     Einnahmen

 

Schmalz für Fußball             2,00 DM         Einnahmen Platz                 13,20 DM

Ballblase und Nippel            2,70 DM         Einnahmen Theater           134,75 DM

Stoff Reparatur Hose           0,63 DM         Einnahmen Sportfest         171,00 DM

Reparatur Fußbälle             4,50 DM         Einnahmen Saal                157,00 DM

Reparatur Schuhe             28,00 DM         Beiträge 1951                     56,25 DM

Farbe für Tore                    8,20 DM         Stiftung Fahne                       3,00 DM

 

Mehr noch als ein Hinweis auf die finanzielle Situation des Vereins sind diese Beispiele ein Beweis für den persönlichen Einsatz, mit dem die einzelnen Mitglieder den Verein unterstützen, man denke nur an die zahlreichen Theateraufführungen, das Spielen in geflickten Fußballschuhen oder das eigenhändige Zimmern und Bemalen der Torpfosten, der Platzumrandung etc.!

 

Ein weiteres Problem, das erhebliche finanzielle Mittel erforderte, waren die Fahrten der Mannschaft zu den Meisterschaftsspielen. Da es noch nicht so viele Vereine gab, waren die Entfernungen zu den Spielen zwangsläufig größer und die Kosten höher. Müßig zu erwähnen, dass keiner der Spieler über ein eigenes Auto verfügte! Dabei reisten die Spieler nicht einmal komfortabel. Zu den Spielen in der näheren Umgebung fuhr man mit dem Fahrrad, weitere Strecken legte man mit einem mit Holzgas betriebenen LKW zurück, auf dessen Ladefläche eine ganze Fußballmannschaft und noch ein Paar Zuschauer Platz fanden. Bei Regen hatte jeder Spieler eine wasserdichte Plane mitzubringen. Solche Beförderungshilfen waren in der Zeit wohl gang und gebe, wie ein Schreiben des Amtsbürgermeisters (er entwickelte sich zum wichtigsten "Brieffreund" des TuS) vom 27.04.1950 beweist. In diesem Schreiben weist er darauf hin, dass "...die Beförderung von Fußballmannschaften auf LKW eigentlich verboten.." ist. Allerdings dürften Fußballmannschaften doch auf LKW transportiert werden, wenn der LKW gemäß den "Richtlinien für die Prüfung von Lastkraftwagen zur Personenbeförderung gemäß § 34 StVO" ausgerüstet und versichert sind. In diesen Richtlinien wurde z.B. vorgeschrieben, dass ein LKW an allen Rädern bereift zu sein habe und "... im Winter durch geeignete Hilfsmittel für guten Durchblick durch die Windschutzscheibe zu sorgen ist".

 

Wie man sieht, hatte auch die Verwaltung Verständnis und schlug für beide Seiten vertretbare Lösungen vor.

 

- Das erste Sportfest

 

Eine ganz wichtige Einnahmequelle waren die Sportfeste mit dem Spielbetrieb und der abendlichen Tanzveranstaltung.

 

Schon am 30.07.1950 - gerade erst ein Jahr alt - veranstaltete der TuS Berndorf sein erstes Sportfest. Neben der Möglichkeit, den Verein in der Umgebung bekanntzumachen, sahen die Sportler natürlich auch dabei wieder die Chance zusätzlicher Einnahmen. Doch auch hier gab es zunächst nur Schwierigkeiten:

 

Für den Juli 1950 hatte der Verband eine Spielsperre verfügt, weil das Spielen in großer Hitze zu gefährlich erschien. Außerdem wollte man den Spielern gerade im ländlichen Bereich die Entscheidung zwischen Fußballspielen und Heuernte ersparen. Also legte man das Sportfest auf den 06. August, bis man erfuhr, dass Gönnersdorf und Walsdorf dann ebenfalls ein Sportfest planten. Schließlich entschied man sich am 24.07. -trotz Spielsperre- für den 30.07.1950. Die meisten geladenen Mannschaften sagten zu. Jetzt hieß es nur noch, den Platz soweit herzurichten, dass das Sportfest problemlos vonstatten gehen konnte. Fast die ganze Woche werkelten die ca. 20 Vereinsmitglieder an der Platzumzäunung. In der Nacht zum Sonntag standen die jungen Fußballer noch lange zusammen und redeten sich die Köpfe heiß über den bevorstehenden großen Tag. Am Sonntag gingen die meisten in die Frühmesse, um ja rechtzeitig auf dem Platz sein zu können.

 

Mit Sägemehl wurde der Platz abgezeichnet, danach begann (!) man mit dem Bau einer Behelfstribüne. Gegen Mittag war dann alles soweit.

Hoch über dem Platz wehte ein rot-weiße Fahne, zweckentfremdet vom Fronleichnamsaltar (für eine eigene Vereinsfahne war noch kein Geld da), und wies den Ankommenden den Weg.

 

Während die ersten Mannschaften schon beim Aufwärmtraining waren, bauten die Berndorfer Kaufleute und Wirte noch schnell ihre Verkaufsstände auf, an denen sie Getränke, Süßigkeiten, warme Würstchen etc. anboten. Dann endlich begannen, vom ersten Vorsitzenden mittels Sprachrohr dirigiert, die Turnierspiele. Bei Bier und heißen Würstchen genossen die zahlreichen Zuschauer das 1. Sportfest in Berndorf, derweil auf dem Platz nach dem K.O. - System um den Turniersieg gekämpft wurde. Währenddessen hielten der erste Kassierer und seine Helfer unermüdlich Ausschau nach zahlungsfähigen Zuschauern, denn jeder wollte mit einem möglichst großen Betrag zum Erfolg dieses ersten Sportfestes beitragen. Schwestern und Bräute der Spieler verkauften kleine Stoffblumensträuße an zahlungskräftige Herren und steigerten so den Umsatz.

 

In der A-Klasse gewann der SV Ripsdorf den 1. Preis vor Feusdorf und Nohn, und in der B-Klasse sicherte sich der VFL Hillesheim II den Sieg vor Leudersdorf II und Lissendorf II. Nur ein einziges Mal hatte die Spielleitung wegen eines nicht gegebenen Elfmeters eingreifen müssen. Allerdings stellte daraufhin der heimische Schiedsrichter sein Amt zur Verfügung und machte diese Entscheidung erst Wochen später rückgängig. Während auf dem Platz noch um Punkte und Tore gekämpft wurde, hatten einige Vereinsmitglieder schon den Festsaal für die abendliche Tanzveranstaltung vorbereitet. Nach kurzer Ansprache und Preisverleihung ging man zum gemütlichen Teil des Abends über, tanzte, trank und amüsierte sich bis in den frühen Morgen.

 

Allgemeiner Beliebtheit erfreuten sich damals die Verlosungen, die im Laufe des Abends stattfanden. Heute würden die gestifteten Preise niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken, da sie aber einiges zur finanziellen Situation des Vereins und zu den Lebensumständen der Zeit im allgemeinen aussagen, seien einige aufgeführt:

 

1 Wärmflasche, 4 Pakete Kakao, 1 Stück Seife, 1 kg 55-er Nägel, 1 Ztr. Briketts, 2 Sack Verputzkalk, 1 Selbsttränker, 1 Sammeltasse, 2 Äxte, 1 Spaten

 

Als sich die letzten Gäste des ersten Sportfestes am frühen Morgen auf den Heimweg machten, saß der Vorstand im Hinterzimmer und zog Bilanz: Das 1. Sportfest des TuS Berndorf war sowohl in sportlicher als auch in finanzieller Hinsicht ein voller Erfolg.

 

Deshalb beschloss man umgehend, dieses Sportfest zu einer ständigen Einrichtung zu machen. Lange suchte man nach einem geeigneten Termin, nach Möglichkeit sollten an diesem Tag ja keine weiteren Sportfeste in der näheren Umgebung stattfinden. Schließlich blieb nur noch der "Tag der Arbeit", der 1. Mai, als Termin für zukünftige Sportfeste. Fast 40 Jahre war dann auch der erste Mai der Tag des Sportfestes, erst in den letzten Jahren musste - witterungsbedingt - das Fest in den Sommer verlegt werden, nur noch das Altherrenturnier findet am 1. Mai statt.